Von der Pflanze ins Bienenvolk
Nektar sammelnde Biene
© Luc Viatour
Der Honig ist der Energievorrat der Honigbienen. Insbesondere im Winter, aber auch sonst bei schlechter Witterung, greifen sie auf diese Nahrungsreserve zurück. Während der Vegetationsperiode erlaubt diese Reserve, auch bei schlechter Witterung eine Zeit lang weiterzubrüten. Im Winter ermöglicht dieser Vorrat, dass die Honigbiene als Volk mit mehreren Tausend Individuen überwintern kann. Um sicher über den Winter zu kommen, benötigt ein Bienenvolk ungefähr 15 - 20 kg Honig. Ein Mehrfaches dieser Menge (100 - 120 kg) wird im Laufe des Jahres verbraucht, um die Brut zu pflegen, den Stock zu heizen und natürlich auch als Flugbenzin, um überhaupt sammeln zu können.
Das Leben einer Arbeitsbiene ist kurz. Nur 20 bis 30 Flugtage, bleiben ihr durchschnittlich, um Nektar und Honigtau zu sammeln. Besonders beeindruckend wird die SamÂmelÂleistung eines Bienenvolks, wenn man sich folgende Zahlen vor Augen führt.
Die Biene als Honigtransporter
Der Honigmagen (rosa) der Biene fasst 20 Milligramm Nektar. Um diesen während eines Fluges zu füllen, muss eine Biene rund 100 Blüten besuchen. Dafür benötigt sie im Mittel 10 Minuten und legt dabei 1 km zurück. Für 1 kg Honig sind 3 kg Nektar nötig. Dazu müssen auf 50.000 Flügen 15.000.000 Blüten besucht werden. Die dabei zurückgelegte Strecke von 150.000 km entspricht fast dem vierfachen Erdumfang. Zum Einbringen von 1 kg Honig müsste eine Biene drei Jahre lang Tag und Nacht unterwegs sein.
Der Honigmagen ist eine Art Kropf, der es ermöglicht, Nektar, Honigtau und Wasser zu transportieren. Die Biene kann hieraus die Flüssigkeiten wieder abgeben. So kann sie den Inhalt an andere Bienen oder Brut verteilen. Oder sie kann Honig in Wabenzellen füllen. Der Übergang zwischen Honigmagen und Enddarm hat die Funktion eines Ventils. Stoffe die in den Enddarm (grün) übergetreten sind, werden auf jeden Fall verstoffwechselt und nicht an andere Bienen weitergegeben oder als Honig eingelagert.
Was sammeln die Bienen?
Gesammelt werden die zuckerhaltigen Siebröhrensäfte der Pflanzen. Eine Quelle hierfür ist der Nektar, den die meisten Pflanzen gezielt in den Blüten und damit in der Nähe der Pollen ausscheiden. Alle Blütenhonige: Raps, Klee, Löwenzahn und Akazie gehören hierzu. Als zweite Quelle gibt es Pflanzen, wie z.B. die Vogelkirsche (Prunus avium), die diesen Saft auch außerhalb der Blüten ausscheiden, Die Stellen an denen dies geschieht, werden als extraflorale Nektarien bezeichnet. Will ein Imker reine Blütenhonige ernten, so wandert er mit seinen Bienen zur Blütezeit dieser Pflanzen Landschaften an, in denen diese Pflanzen gehäuft auftreten. Am einfachsten ist dies bei einem Rapsfeld, oder einer Kleewiese.
Honigtau sammelnde Biene an großer Lecanie
(© E. Hoch www.stockwaage.de)
Die dritte Quelle wird von den Bienen über einen Umweg erschlossen. Läuse stechen die saftführenden Gefäße von Pflanzen an. Einen großen Teil des Pflanzensaftes, den die Läuse auf diese Weise erreichen, scheiden sie beinahe unverdaut wieder aus. Die Bienen sammeln diesen Saft und verarbeiten ihn zu Honig. Dieser Honigtauhonig wird Waldhonig genannt. Will ein Imker reinen Waldhonig ernten müssen zwei Faktoren zusammenkommen.
- Die Wirtspflanzen der Läuse müssen in großer Zahl zusammenstehen
- Der Honigtauerzeuger, also die Laus, muss in solchen Massen auftreten, dass große Honigtaumengen anfallen.
Am häufigsten findet man diese Kombination mit der Rotbraun Bepuderten Fichtenrindenlaus, und der Großen Schwarzen Fichtenrindenlaus auf der Fichte, sowie mit der Grünen Tannenhoniglaus auf der Tanne.